Zwangsprostitution

Warum geraten Frauen in die Zwangsprostitution?

Die Gründe, die in die Ausbeutung in der Prostitution führen, sind so vielfältig wie die Herkunftsländer der Opfer.
Je nachdem, ob ein Opfer aus Deutschland oder aus dem Ausland kommt, können sich die Zwangslagen sehr unterscheiden.

Inhaltsübersicht

Wirtschaftliche Not in den Heimatländern

Ein wesentlicher Faktor für das Ausmaß an Zwangsprostitution in den westlichen europäischen Ländern ist die Armut in Osteuropa und auf anderen Kontinenten. Die Not und Hoffnungslosigkeit treibt viele junge Frauen dazu, jeden verfügbaren Job anzunehmen, um ihre Familie zu ernähren.

Junge Frauen aus Osteuropa werden häufig selbst minderjährig Mutter und brauchen dringend Arbeit, um ihre Kinder zu versorgen. Die Kinder werden dann durch die Großmutter betreut, während die Mutter in Deutschland der Prostitution nachgeht. Die Not ist so groß, dass Prostitution nicht als eine Möglichkeit unter vielen gesehen wird, sondern als einzige Chance auf das Überleben der Familie.

Ich musste erleben wie zwei meiner Geschwister vor Hunger und Armut starben. Ich habe mir geschworen, dass ich alles dafür tun werde, um nicht noch eins sterben zu sehen.

Anwerbung durch falsche Versprechen

„Komm nach Deutschland und arbeite als Modell/Tänzerin/in einer Bar/….“ Es gibt viele Agenturen in Osteuropa, die Jobs im Westen anpreisen und dorthin vermitteln. Junge Frauen unterschreiben Arbeitsverträge z. B. für ein Restaurant in London. Dann wird die Reise dorthin von der Agentur organisiert, die junge Frau wird im Flugzeug oder einem Bus an den neuen Arbeitsplatz gebracht. Dieser befindet sich jedoch nicht in London, sondern zum Beispiel in einem Bordell in einer deutschen Kleinstadt. Ohne Ausweis-Dokumente, ohne Kenntnisse des Ortes und der Sprache fallen die Möglichkeiten der Orientierung und der Hilfe für die junge Frau gering aus. Dazu kommen dann Formen von Gewalt, Drohungen und Erpressungen. Eingesperrt und überwacht ergeben sich wenig Chancen für die Flucht. Die Frauen werden vergewaltigt und genauestens instruiert, was sie wo zu sagen haben und wie sie der Prostitution nachgehen sollen.

Anwerbung durch Liebesbeziehungen

Immer mehr junge deutsche Frauen geraten über Liebesbeziehungen in das Rotlichtmilieu. Sie werden im Internet kontaktiert und dann über eine vorgetäuschte Liebesbeziehung in eine Abhängigkeit zum Zuhälter gebracht. -> siehe auch Loverboy-Methode

Manche Zuhälter gehen sehr offen damit um, dass sie von ihrer Freundin erwarten, dass sie sich prostituiert. Und dennoch lassen sich junge Frauen darauf ein, weil sie in den Zuhälter verliebt sind.

Wenn das eigene familiäre Umfeld nicht stabil ist oder junge Mädchen in Heimen oder betreutem Wohnen aufwachsen, sind die Chancen hoch, dass sie Freundschaften zu Männern aufbauen, die Verbindungen ins Rotlichtmilieu haben. Freundschaften zu Männern aus Rocker-Gruppierungen ebnen den Weg in einen bestimmten Lebensstil aus Partys, Drogen, teuren Autos und eben auch Prostitution.

Sexueller Missbrauch in der Kindheit

Mädchen, die in der Kindheit (häufiger) sexuellen Missbrauch erlebt haben, kämpfen typischerweise mit bestimmten Folgen davon, wie Scham, dem Gefühl beschmutzt und wertlos zu sein, eine Störung der eigenen Sexualität und eine Sexualisierung der Beziehungen. Prostitution kann eine längerfristige Folge davon sein. Mehrere Studien fanden heraus, dass viele Frauen in Prostitution eine Biografie von Missbrauch in der Kindheit haben. Melissa Farley interviewte 854 Menschen in Prostitution in neun Ländern für eine Studie und fand unter anderem heraus:

  • 70 – 95% haben in der Kindheit körperliche Gewalt erlebt
  • 65 – 95% haben in ihrer Kindheit sexuelle Gewalt erlebt
 

Quelle: prostitutionresearch.com

Das Erleben von Missbrauch in der Kindheit ist eng verknüpft mit dem Bereich des Beschaffens für Drogen. Um die eigene Gewalt in der Kindheit auszuhalten, fangen einige im Jugendalter an, Drogen zu nehmen. Die Drogensucht führt schnell in die Kriminalität oder in die Beschaffungsprostitution. Drogenabhängige Frauen auf deutschen Straßenstrichen sind ein verbreitetes Bild. Sie nehmen Drogen, um den Schmerz in ihrem Inneren zu betäuben. Dieser Schmerz stammt häufig aus einer gewalttätigen Kindheit.

Mit 18 wollte ich so schnell es geht weg von zuhause von meinem Vater. Dort war nur Missbrauch. Aber wo konnte ich hin? Also ging ich ins Bordell. Da habe ich wenigstens noch Geld dafür bekommen, dass andere mich vergewaltigen.

Verkauf durch Familie

Manche Frauen werden durch ihre eigene Familie in die Prostitution gebracht. Teils werden sie an Menschenhändler verkauft, teils wird offen von ihnen erwartet, dass sie sich für die Familie opfern.

In einigen Kulturen gilt die älteste Tochter als besonders verantwortlich für das Einkommen der Familie. In thailändischen Kulturen oder auch in Kulturen von Roma und Sinti nehmen wir wahr, dass besonders die ältesten Töchter in die Rotlichtbezirke in anderen Städten und Ländern geschickt werden, um der Familie finanziell zu helfen. Es wird von ihnen erwartet, dass sie durch ihre Arbeit der Familie helfen. Betroffene spüren einen starken Erwartungsdruck der Familie und die Angst der Scham und Schande, sollten sie ihren Familien nicht helfen.

Aber auch Frauen in Deutschland erleben, wie sie durch ihre Familie in die Prostitution gebracht werden. Eine Betroffene berichtet:

Ich bin durch meine Mutter in die Szene gekommen. Meine Mutter hat mich für Drogen verkauft, so bin ich halt in die Szene der Zwangsprostitution gerutscht. Ich habe auf der Straße gearbeitet mit ihr. Neben meiner Mutter halt auf der Straße gestanden und wenn ein Freier kam, hat meine Mutter ein Hotelzimmer besorgt und dann bin ich mit dem Mann in das Hotelzimmer gegangen. Für mich war es halt so, ich habe für viele Jahre meine Eltern nicht gekannt. Ich war im Kinderheim und als ich 17 wurde, wollte ich meine Mutter kennen lernen und habe mich an sie gehangen, weil ich halt nie Familie hatte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Mutter mich verkaufen würde.

Kinderprostitution führt zur Erwachsenenprostitution

Immer deutlicher wird in Deutschland das Ausmaß von Kinderpornografie und Kinderprostitution. Dabei ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei um gefilmte Gewalt und Missbrauch an Kindern handelt. Kinder, die bereits in der Kindheit daran gewöhnt werden, regelmäßig von anderen missbraucht zu werden, entwickeln eine Denkweise, dass es normal ist, dass sie das erleben und dass andere sie ausbeuten.

  • Pro Sekunde sind 750.000 Pädokriminelle online, diese Zahl ermittelte die Kinderschutzorganisation Innocence in Danger anhand des UN Human Rights Council (Report of the Special Rapporteur on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography)
  • 728.000 Erwachsene in Deutschland haben sexuelle Online-Kontakte zu Kindern. (Zahl von Innocence in Danger)

Diese hohen Zahlen offenbaren den großen Markt der Pädophilie, der auf sexuelle Gewalt an Kindern hinweist. Frauen, die bereits als Kind sexuell ausgebeutet wurden, bleiben häufig auch im Erwachsenenalter Betroffene von Ausbeutung, da es sich für sie normal anfühlt. 

Mehr zum Thema:
In unserem Themenbereich Rituelle Gewalt.

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