Unter der sichtbaren Spitze des Eisbergs an Prostitution und Ausbeutung verbirgt sich ein extremer Bereich von Sexsklaverei mit Kindern und Frauen, der uns in seinem Ausmaß überfordert und an die Grenzen des Verstehens bringt.
++ Achtung, dieser Text enthält Trigger ++
Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von Gruppen und Netzwerken, die mit (Klein-)Kindern handeln und diese brutal missbrauchen. Zwangsprostitution, Kinderpornografie, Rituelle Gewalt – all das hängt eng miteinander zusammen. Organisierte rituelle Gewalt (ORG) offenbart einen weltweiten Markt für modernste Sklaverei. Sklaven im 21. Jahrhundert, die scheinbar willenlos kommandiert und gesteuert werden können; die im Alltag aber kein Bewusstsein für den eigenen Missbrauch haben. Dies hängt mit dem Schutzmechanismus der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) zusammen. Dieser schützt Kinder, die regelmäßig schlimmster Gewalt ausgesetzt sind, vor dem Erinnern daran. Täter machen sich das Wissen um die Dissoziative Identitätsstruktur zu eigen und arbeiten gezielt damit.
Wir haben im Rahmen unserer Ausstiegshilfe in den letzten Jahren viele Betroffene persönlich kennen gelernt und begleitet. Einige haben über längere Zeit in unserer Schutzeinrichtung gelebt. Wir haben sie im Alltag kennen gelernt und erlebt: ihr gesamtes Handeln und Erleben ist in sich schlüssig und authentisch. Viele der hier genannten Themen sind schwer auszuhalten und noch schwerer zu glauben. Wir können sie glauben, weil wir die Menschen kennen gelernt haben. Teilweise waren sie noch im Beginn ihres Ausstiegs, teilweise ohne Therapie, teilweise mit Therapie-Erfahrung, teilweise seit vielen Jahren im Ausstieg. Sie kommen aus den verschiedensten Ecken Deutschlands und aus dem Ausland und unterscheiden sich im Alter. Was wir hier berichten, sind Themen, die wir in der Begleitung immer wieder mitbekommen und hautnah erlebt haben. Unser geschildertes Wissen hier ist kein theoretisches, sondern ein Wissen, dass sich ganz praktisch im Alltag herangebildet hat. Die Texte auf der Website wurden in Zusammenarbeit mit Betroffenen geschrieben, sowie durch direkte Zitate ergänzt.
Was ist Organisierte Gewalt? Was ist Rituelle Gewalt? Was verbindet diese? Es gibt bisher keine einheitliche Definition der Begriffe. Jedoch hat der Fachkreis »Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen« beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018 Fachempfehlungen an Politik und Gesellschaft herausgegeben, die eine gute Definition der Gewaltstrukturen beinhalten:
In organisierten und rituellen Gewaltstrukturen wird die systematische Anwendung schwerer sexualisierter Gewalt (in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt) an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Zusammenarbeit mehrerer Täter_innen bzw. Täter_innen-Netzwerke ermöglicht und ist häufig verbunden mit kommerzieller sexueller Ausbeutung (Zwangsprostitution, Handel mit Kindern, Kinder-/Gewaltpornografie).
Dient eine Ideologie zur Begründung oder Rechtfertigung der Gewalt, wird dies als rituelle Gewaltstruktur bezeichnet. In manchen Strukturen sind Familien generationenübergreifend eingebunden. Es erfolgt eine frühkindliche Bindung an Täter_innen, Gruppe und Ideologie. Hinzu kommt ein Schweigegebot. Aussteigende werden unter Druck gesetzt, erpresst und verfolgt. Organisierte und rituelle Gewaltstrukturen können eine umfassende Kontrolle und Ausbeutung von Menschen durch Mind-Control-Methoden beinhalten. Die planmäßig wiederholte Anwendung schwerer Gewalt erzwingt spezifische Dissoziation bzw. eine gezielte Aufspaltung der kindlichen Persönlichkeit. Die entstehenden Persönlichkeitsanteile werden für bestimmte Zwecke trainiert und benutzt. Ziel dieser systematischen Abrichtung ist eine innere Struktur, die durch die Täter_innen jederzeit steuerbar ist und für die das Kind und später der Erwachsene im Alltag keine bewusste Erinnerung hat.
Den gesamten Text hier nachlesen.
Wir wollen hier einen Einblick in diese Parallelwelten geben und das Thema Organisierte Rituelle Gewalt und die Dissoziative Identitätsstörung beispielhaft an Frau P. etwas näher beleuchten und erklären.
Frau P. verbrachte nach außen hin eine scheinbar glückliche Kindheit in einer ganz normalen Familie, die in ihrem Heimatort sehr angesehen war. Sie war immer eine gute Schülerin und fiel durch ihre sportlichen Erfolge auf. In der Pubertät entwickelte sie eine Essstörung und Depressionen, die sie sich mit zu viel Leistungsdruck erklärte. Doch sie konnte ihre Symptome gut verbergen. Nach außen hin schien sie weiterhin wie eine glückliche, normale Teenagerin. Weder Frau P. selbst noch jemand anderes hätte vermutet, dass sie ein Opfer von organisierter ritueller Gewalt ist und damit seit ihrer Kindheit sexuell ausgebeutet und als Sklavin an andere verkauft wird.
Zu Beginn ihres Studiums war sie von zuhause ausgezogen. Diesen Schritt hatte sie schon lange herbeigesehnt. Aber bereits im ersten Semester hatte sie mit immer mehr psychischen und psychosomatischen Problemen zu kämpfen, sodass ihre Hausärztin ihr zu einer Therapie riet.
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Gaby Wentland ist hier
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