Kann Rituelle Gewalt existieren?

Rituelle Gewalt - Kann das wirklich wahr sein?

In den letzten Wochen und Monaten gab es in Deutschland und der Schweiz Medienberichte dazu, dass Rituelle Gewalt eine Fantasie von Therapeuten sei und diese ihren Patienten satanische Theorien suggerieren würden.

So hat Jan Böhmermann in seiner ZDF Satireshow „Magazin Royale“ die Thematik um Rituelle Gewalt auf eine sehr lächerliche Art in Frage gestellt und die Betroffenen diffamiert. Für alle Betroffene von Ritueller Gewalt, sowie ihrem Helfernetzwerk, sind die Äußerungen von Jan Böhmermann ein Schlag ins Gesicht.

Er spricht ihnen die Existenz ihrer erlebten Gewalt und somit ihre Glaubwürdigkeit ab. Die Fakten, auf die er sich bezieht, sind einseitig, teilweise nicht korrekt recherchiert und schwer „False-Memory-Syndrom“ lastig.

In diesem Blog wollen wir auf die einzelnen Punkte konkreter eingehen. Daher auch eine klare Triggerwarnung über Inhalte von sexualisierter Gewalt.

Was ist Rituelle Gewalt?

Jan Böhmermann bezieht seine Äußerungen schwerpunktmäßig auf Rituelle Gewalt im Kontext von Satanismus. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Organisierte Rituelle Gewalt in unterschiedlichen Kontexten von Ideologie stattfindet. Dies kann geprägt sein von religiösen oder politischen Weltanschauungen und Hintergründe im Okkultismus, Faschismus oder Rassismus haben. Sekten, Kulte, Geheimbünde sowie satanistische Gruppen können zu Täterstrukturen gehören. Egal unter welchem ideologischen Überbau, allen Gruppierungen geht es hierbei um sadistische Gewalt, Macht und Geld.

In seiner Sendung zieht Böhmermann den Unterschied zur organisierten sexualisierten Gewalt, die in seinen Augen ernst zu nehmen sei. Schaut man sich die Erfahrungen von Betroffenen von Organisierter Ritueller Gewalt an, sieht man, dass sexualisierte Gewalt immer auch Bestandteil von dieser ist. Wir können diese Formen von Gewalt nicht trennen oder losgelöst voneinander betrachten.

Rituelle Gewalt geht einher mit den schlimmsten, kaum vorstellbaren Gewaltakten gegen die Betroffenen. Schon ab Säuglingsalter werden sie vergewaltigt und für die Herstellung von pornografischem Material, Snuff Filmen (Videoaufzeichnung eines Mordes), in Kinderbordellen, auf Sexparties oder in privaten Kreisen missbraucht.

Aufnahmen von getöteten Kindern, die dann missbraucht wurden, hat die Polizei unter anderem bei internationalen Ermittlungen gegen Darknet-Plattformen sichergestellt. https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/043303/index.html

Mehr über die Zusammenhänge von Zwangsprostitution und Ritueller Gewalt haben wir bereits in einem früheren Blog-Artikel erklärt.

Rituelle Gewalt

Beweise von Ritueller Gewalt

Für die meisten Menschen sind die Schilderungen von Gewaltakten im Kontext von Ritueller Gewalt so grausam und unvorstellbar, dass eine häufige erste Reaktion darauf das Leugnen ist.
„Es ist zu schlimm um wahr zu sein“ und ja, die Erzählungen von Betroffenen zeigen uns tatsächlich die tiefsten Abgründe von Menschlichkeit und unserer Gesellschaft. Wir alle sind erschüttert, wenn unser Weltbild ins Wanken gerät und fordern automatisch Beweise der Existenz des Bösen.
Warum also sind dem BKA und den 16 LKA-Stellen keine aktenkundigen Fälle bekannt?
Zunächst ist Organisierte Rituelle Gewalt an sich kein Straftatbestand in Deutschland. D.h. es kann nur zu einzelnen Anzeigen in den Strafbeständen wie u.a. Mord, Missbrauch oder Körperverletzung kommen und nicht gesammelt als Straftatbestand Rituelle Gewalt erfasst werden. Des Weiteren gibt es immer wieder Hinweise auf Rituelle Gewalt, aber für die Strafverfolgung fordert die Polizei Beweise und nicht nur Aussagen.

Verschiedene Beamte bestätigen die Hinweise auf Rituelle Gewalt so z.B. Axel Petermann vom LKA Bremen (https://www.ezw-berlin.de/publikationen/artikel/rituelle-gewalt-vom-erkennen-zum-handeln/) oder Manfred Paulus, Erster Kriminalhauptkommissar a.D. Ulm/Donau https://www.kriminalpolizei.de/themen/kriminalitaet/detailansicht-kriminalitaet/artikel/ku-klux-was.html. Zugleich zeigen sie aber ebenso  die Lücken der polizeilichen Arbeit auf.

Das Infoportal Rituelle Gewalt stellt einen guten Überblick über die Urteile in Deutschland, sowie im Ausland zur Verfügung: https://www.infoportal-rg.de/juristische-fragen-und-antworten/ist-rituelle-gewalt-in-deutschland-strafbar/

Die Glaubwürdigkeit von Betroffenen von Ritueller Gewalt

Selbst wenn es zu Ermittlungen kommt, werden sie auf Grund von fehlenden Beweisen und mangelnder Glaubwürdigkeit der Betroffenen eingestellt. Aber warum wird den Betroffenen nicht geglaubt? Durch das erlebte Trauma können die Betroffenen eine Dissoziative Identitätsstörung (DIS) (früher Multiple Persönlichkeit) entwickeln. Eine DIS entsteht unter extremster Gewalterfahrung in der frühen Kindheit. Das Gehirn kann das Trauma nicht verarbeiten und spaltet die Persönlichkeit in einer Schutzreaktion in mehrere Anteile ab.

Anstatt dies als Zeichen von erlebter Gewalt vor Gericht anzuerkennen, können die Zeugenaussagen der Betroffenen den Anforderungen für Glaubwürdigkeit vor Gericht nicht standhalten. Im Allgemeinen betrifft dies Opfer, deren traumabasierten Aussagen vor Gericht nicht als glaubwürdig gelten.

Aufgrund dieser Tatsachen kann man aber nicht schlussfolgern, dass Rituelle Gewalt nicht existiert oder dass die Berichte der Betroffenen nicht glaubwürdig sind.

Therapeuten, Beratungsstellen und Helfernetzwerke arbeiten bereits über Jahrzehnte mit Betroffenen und haben in Studien die Glaubwürdigkeit der Berichte bestätigt.

So besagt die „Datenerhebung rituelle Gewalt“ von 2005, dass die Therapeuten die Schilderungen ihrer Klienten in 96-100% der Fälle für glaubwürdig halten.
Auch die Übereinstimmungen von spezifischen Ereignissen und Begriffen bestätigt die Erfahrung von Arbeitskreisen und Helfernetzwerken: die Betroffenen berichteten nicht nur über Rituale, sondern auch über vielfältige Aspekte von Training, Prostitution, Pornografie oder anderen Erfahrungen von Missbrauch und Ausbeutung in unterschiedlichen Lebensphasen. Die Betroffenen stammen dabei aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und sind unterschiedlichen Alters. Immer wieder gibt es sehr ähnliche Triggerthemen oder übereinstimmende Reaktionsweisen auf bestimmte Vorkommnisse im Alltag.
https://www.renate-rennebach-stiftung.de/files/corporate-web/media/PDF/2018-08-Datenerhebung-rituelle-Gewalt.pdf

Beim Hilfetelefon „Berta“ für Betroffene von organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt sind in den ersten 2 Jahren 8000 Anrufe von Betroffenen eingegangen. https://beauftragte-missbrauch.de/presse/artikel/468

Mittlerweile berichten Betroffenen selbst auf ihren Social-Media-Kanälen, in Blogs, Büchern oder auf YouTube über ihre Erfahrungen und klären auf. Hier eine Übersicht: https://lichtstrahlen-oldenburg.de/lichtstrahlen/sichtbar/blogswebsites/

Es gibt also eine Vielzahl an Betroffenen und Überlebenden von Organisierter Ritueller Gewalt und um wirklich über dieses Thema zu berichten und aufzuklären, müssen wir ihre Stimmen hören und ernst nehmen.

Trigger und Symptome nach Ritueller Gewalt

Dissoziative Identitätsstörung DIS Rituelle Gewalt

In seiner Sendung zitiert Böhmermann die möglichen Symptome einer DIS und bezeichnet diese wortwörtlich als „Bullshit“. Dabei ist die Dissoziative Identitätsstörung nicht irgendein Hirngespinst, sondern ein anerkanntes und im ICD11 eingetragenes Krankheitsbild.

Laut Schätzungen haben allein in Deutschland 1 Millionen Menschen eine DIS. http://posttraumatische-belastungsstoerung.com/dissoziative-stoerungen-haeufigkeit

Böhmermann macht sich über Trigger wie bestimmte Zeichen, Symbole oder Jahreszahlen lustig. Doch sowohl Betroffene als Therapeuten bestätigen diese im Kontext von Ritueller Gewalt.
Je nach ideologischem Hintergrund der Tätergruppierungen können diese für die Betroffenen variieren, aber auch hier gibt es eine große Schnittmenge an Übereinstimmungen. So sind die von Böhmermann genannte Sommersonnenwende, die Wintersonnenwende, christliche Feiertage wie Ostern und Weihnachten oder okkulte Feiertage wie die Walpurgisnacht oder Halloween sehr herausfordernd für Betroffene, da sie berichten, dass die verschiedenen Tätergruppierungen an diesen Tagen ihre Rituale und Zeremonien abhalten.

Mind Control und Rituelle Gewalt

Verschiedene Behörden distanzierten sich durch die ZDF Magazin Royale Sendung vom Begriff Mind Control und ein gutes Aufklärungsvideo, das vom Bundesfamilienministerium finanziert wurde, ist wieder aus dem Netz genommen. Aber was ist nun dran an Mind Control? Bereits der Nazi-Arzt Dr. Mengele benutzte Folter, Gewalt und Missbrauch um das Bewusstsein von Menschen zu erforschen und zu spalten. Die CIA nutzte dieses Wissen in Programmen wie „MK Ultra“ und immer noch setzen Täter von Organisierter Ritueller Gewalt Mind Control gezielt ein, um Betroffene zu spalten und die verschiedenen Persönlichkeitsanteile zu programmieren. Unter Programmierung versteht man die wiederholende Anwendung von extremer  Gewalt und Folter mit dem Ziel der Konditionierung und Manipulation. 

Die Betroffenen selbst berichten von ihren Erfahrungen und für ihr Umfeld werden die Folgen von Mind Control im Alltag und in der Begleitung greifbar und real.

Die Täter von Ritueller Gewalt

Täter können aus allen Schichten stammen. Oft sind sie generationsübergreifend in Familien angelegt. Je nach ideologischem Hintergrund entscheidet die Herkunftsfamilie über den Rang in der Gruppierung.
Wie oben beschrieben, können Betroffene für diverse Tätigkeiten trainiert und programmiert werden. Diese „Ausbildung“ kostet sehr viel Geld, da sich die Täter modernster Technik und Wissenschaft bedienen.
Die Betroffenen müssen den Kunden für jegliche Wünsche und Vorlieben zur Verfügung stehen und auch das wiederum kostet Geld. Hierbei entscheiden die Wünsche der Kunden über den Preis und diese variieren stark. Es ist kaum vorstellbar, aber es gibt einen Markt für das Vergewaltigen und Töten von (Kleinst-)Kindern.

Betroffene berichten immer wieder über die Programmierung, das Training sowie Menschen- und Tieropfer. Sie erzählen hierbei von Tätern aus dem Familienkreis, der Nachbarschaft oder eben ranghohen Persönlichkeiten.

Täter und Gruppierungen Rituelle Gewalt

False Memory im Kontext von Ritueller Gewalt

Die „False Memory-„ und „Satanic Panic-“ Bewegung wird immer wieder genutzt, um Therapeuten zu diffamieren. Böhmermann reißt einzelne Sequenzen von Michaela Huber aus dem Kontext und ignoriert, dass es ein breites wissenschaftlich fundiertes Feld mit vielen anderen Experten und Expertinnen gibt. Leider gibt es Therapeuten, die nicht seriös arbeiten und dem Patienten schaden und es ist wichtig dies aufzudecken. Aber dies auf alle Therapeuten, die mit Betroffenen von Ritueller Gewalt arbeiten zu verallgemeinern, birgt eine große Gefahr für die Betroffenen, die gute Therapien und Helfernetzwerke suchen.

Internationale Forschungen und Studien haben sich der Diskussion um das False-Memory-Syndrom gewidmet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine DIS nicht über Suggestion erworben werden kann.

https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0039279&type=printable

https://www.researchgate.net/publication/303536752_Is_it_Trauma-_or_Fantasy-based_Comparing_dissociative_identity_disorder_post-traumatic_stress_disorder_simulators_and_controls

Solidarität mit den Betroffenen

Wie schon in unserem Statement in den Sozialen Medien gesagt, ist es uns wichtig den Betroffenen zu glauben, sie zu sehen und ihnen eine Stimme zu geben. Der Ausstieg aus Ritueller Gewalt ist ein langer und schwieriger Weg und sollte von unserer Gesellschaft und der Stimme der Medien unterstützt, statt weggeleugnet werden.

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