Wikipedia definiert Fetische folgendermaßen: „Sexueller Fetischismus ist die übersteigerte Zuneigung zu einzelnen Körperteilen, Körpereigenheiten, Kleidungsstücken, Utensilien, Materialien oder Situationen, bei der ein Gegenstand, der sogenannte Fetisch, als Stimulus der sexuellen Erregung und Befriedigung dient.“ Andere Quellen beschreiben, dass es bei einem Fetisch eine Objektfixierung gibt und ohne das Objekt eine sexuelle Befriedigung kaum oder gar nicht möglich ist.
Die in Foren beschriebenen Fantasien handeln von Sexismus, Rassismus und Machtmissbrauch. Frauen werden wie Waren behandelt, auf ihre Herkunft reduziert und als Objekte der Begierde abgewertet. Geflüchtete und obdachlose Frauen sind besonders betroffen – ihre hilflose Situation wird von Freiern skrupellos ausgenutzt.
Freier berichten stolz von „Vergewaltigungsrollenspielen“, bei denen sie Frauen erniedrigend und ausbeuten. Für sie zählt nicht nur der Sex, sondern die Machtausübung über und das Brechen von Frauen.
Die erwähnten Fetische beziehen sich auf Gewalt, Demütigungen, Vergewaltigungsfantasien, rassistische Vorlieben und reduzieren Frauen dadurch auf Objekte, die mit bestimmten Körpermerkmalen für Freier-Fantasien zur Verfügung stehen müssen.
Fetische und Vorlieben werden durch Pornografie-Konsum genährt und aufgrund der leichten Verfügbarkeit von Filmmaterial und tatsächlichen Frauen in der Prostitution entsteht der Eindruck, dass gewalttätige Fetische in Ordnung seien.
Warum setzt der gesunde Menschenverstand in diesem Bereich scheinbar aus? Als Gesellschaft wissen wir, dass Vergewaltigungen immensen Schaden bei Menschen anrichten. In der Pornografie ist „Rape“ ein beliebte und nachgefragte Kategorie. Neben echten Vergewaltigungen sieht man ebenfalls gescriptete Filme, die Schmerz, Gewalt und Demütigung mit vorgespielter Befriedigung verbinden. Im Gehirn der Konsumenten werden diese Themen miteinander verknüpft. Die Nachfrage nach Rape Play in der Prostitution steigt. Da es genügend Frauen mit prekärsten Lebensumständen und Notlagen in der Prostitution gibt, erfahren Männer, dass sie gegen genügend Geld auch gewalttätige Fantasien ausleben können. Doch Gewalt ist immer noch Gewalt, auch wenn Geld im Spiel ist. Es ist wichtig, dass diese Art von Gewalt in unserer Gesellschaft sichtbar ist und nicht unter dem Deckmantel von „freiwilliger Prostitution“ verschwindet.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien und Berichte belegen die systematische Gewalt, die mit Prostitution einhergeht. Im Folgenden wird auf vier zentrale Untersuchungen eingegangen, die erschütternde Statistiken zur Normalisierung von Gewalt liefern.
Der TAMPEP-Bericht (European Network for HIV/STI Prevention and Health Promotion among Migrant Sex Workers) ist eine der umfassendsten Studien zur Situation von Prostituierten in Europa. Er beleuchtet insbesondere die Erfahrungen von migrantischen Prostituierten, die oft Opfer extremer Gewalt werden. Wichtige Erkenntnisse umfassen:
70 % der Prostituierten in einigen europäischen Ländern gaben an, während ihrer Arbeit körperliche Gewalt erlebt zu haben.
60-70 % der migrantischen Prostituierten sind in ihrer Tätigkeit Opfer sexueller Gewalt geworden, wobei diese Zahlen je nach Region und rechtlichem Status variieren.
Mangel an Schutz: Viele dieser Prostituierten sind aufgrund ihres Migrantenstatus und der Illegalität ihrer Tätigkeit nicht in der Lage, Hilfe zu suchen oder Schutz durch das Gesetz zu beanspruchen.
Der Bericht hebt hervor, dass gesellschaftliche Stigmatisierung und rechtliche Rahmenbedingungen in Europa oft dazu führen, dass Gewalt gegen Prostituierten als „Teil des Jobs“ betrachtet wird, was zur Normalisierung dieser Gewalt beiträgt.
Dr. Melissa Farley, eine renommierte Forscherin im Bereich der Prostitution und sexuellen Ausbeutung, hat in ihrer Studie „Freier und Prostitution“ die Einstellungen von Männern untersucht, die Prostituierte aufsuchen. Ihre Ergebnisse zeigen, wie stark gewalthaltige Pornografie und Prostitution die Wahrnehmung von sexueller Gewalt beeinflussen. Zentrale Befunde sind:
41 % der befragten Männer akzeptieren Vergewaltigungsmythen, wie z.B. dass Frauen Vergewaltigungen insgeheim genießen oder provozieren.
Männer, die regelmäßig gewalthaltige Pornografie konsumieren, zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko, sexuelle Gewalt als akzeptabel zu empfinden. Diese Männer neigen dazu, weniger Empathie gegenüber den Opfern von Vergewaltigung zu zeigen.
68 % der befragten Freier geben an, dass sie durch den Konsum von Pornografie enthemmter im Umgang mit Gewaltfantasien geworden sind.
Farleys Studie zeigt, dass gewalthaltige Darstellungen in Pornografie und die damit einhergehende Objektifizierung von Frauen die Akzeptanz von Gewalt erhöhen und somit zur Normalisierung von sexueller Gewalt beitragen.
Eine weitere bedeutende Studie wurde von der London School of Hygiene and Tropical Medicine durchgeführt und befasst sich mit der Gewalt, der Prostituierte weltweit ausgesetzt sind. In dieser umfassenden Untersuchung wurden Prostituierte in verschiedenen Ländern befragt, und die Ergebnisse zeichnen ein erschütterndes Bild:
75 % der Prostituierten berichteten, dass sie während ihrer Arbeit physische Gewalt erfahren haben.
50 % der befragten Frauen gaben an, Opfer sexueller Gewalt durch Freier gewesen zu sein.
Mordrate: Prostituierte haben eine der höchsten Mordraten aller Berufsgruppen weltweit. Die Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, als Prostituierte ermordet zu werden, bis zu 18-mal höher ist als bei Frauen in anderen Berufen.
Die Studie verdeutlicht, dass Prostitution nicht nur eine Tätigkeit ist, die mit hohem Risiko für physische und psychische Gewalt verbunden ist, sondern dass diese Gewalt oft als systematischer Teil der Sexindustrie akzeptiert wird.
Die Fondation Scelles, eine französische Stiftung, die sich der Bekämpfung von sexueller Ausbeutung widmet, veröffentlichte einen umfangreichen Bericht über Zwangsprostitution und Menschenhandel weltweit. Laut diesem Bericht:
Über 40 Millionen Menschen sind weltweit Opfer von Menschenhandel, und die Mehrheit dieser Menschen wird sexuell ausgebeutet.
90 % der Frauen in Zwangsprostitution erleben während ihrer „Arbeit“ Gewalt, sei es physisch, sexuell oder emotional.
In Europa sind 85 % der in der Prostitution tätigen Personen Migrantinnen, die oft unter extremen Bedingungen arbeiten und Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution werden.
Der Bericht betont, dass Zwangsprostitution und Menschenhandel nicht nur auf nationaler Ebene, sondern global betrachtet werden müssen. Viele der Betroffenen stammen aus ärmeren Ländern und werden in reichere Länder gebracht, wo sie systematisch ausgebeutet werden.
Diese Studien und Berichte liefern klare, wissenschaftlich fundierte Belege dafür, dass Gewalt in der Prostitution und die Normalisierung solcher Gewalt tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Sie zeigen auf, dass Gewalt nicht nur eine Nebenerscheinung der Sexindustrie ist, sondern oft als integraler Bestandteil des Systems betrachtet wird. Die hohe Zahl an Gewaltvorfällen, die mangelnde rechtliche Unterstützung und die Normalisierung dieser Praktiken durch Pornografie und gesellschaftliche Akzeptanz tragen zu einer Kultur bei, in der sexuelle Ausbeutung und Gewalt toleriert oder sogar gefördert werden.
Ein Bewusstsein für diese Fakten ist der erste Schritt, um wirksame Maßnahmen gegen die Normalisierung von Gewalt zu ergreifen. Wissenschaftliche Erkenntnisse wie die oben genannten zeigen, dass dringende gesellschaftliche Veränderungen notwendig sind, um diese weit verbreitete Gewalt zu bekämpfen.
🔗 Quellen:
Sex Buyers (“the demand”) | Prostitution Research & Education
040 – 3619 7115
kontakt@mission-freedom.de
Gaby Wentland ist hier
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