Wie rassistisch ist Prostitution?

Was ist Rassismus?

Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt zum Thema Rassismus “Wer rassistisch denkt, beachtet nicht die Persönlichkeit des einzelnen Menschen. Man denkt: Er oder sie hat eine dunkle Haut, eine bestimmte Sprache oder eine bestimmte Herkunft. Dann ist er oder sie auch weniger wert oder in der Reihenfolge weiter hinten.” Quelle: bpb.de 

Die Tagesschau schreibt “Rassismus ist eine Gesinnung, Ideologie oder Wahrnehmung, nach der Menschen auf Grund äußerlicher Merkmale als Angehörige vermeintlicher “Rassen” kategorisiert und beurteilt werden”.

Prostitution kategorisiert Menschen nach ihrem Aussehen

Fakt ist, dass in der Prostitution Menschen nach ihrem Aussehen kategorisiert werden. Internetseiten, auf welchen man nach sexuellen Dienstleistungen suchen kann, bieten diese Option häufig an: Die Filter-Funktion nach äußeren Merkmalen. Welche Hautfarbe? Welche Ethnie? Wie groß sollen die Brüste sein? Freier sollen sexuelle Dienstleistungen nach äußerlichen Merkmalen und persönlichen Vorlieben sortieren können. Wer auf kleine Frauen mit schwarzen Haaren steht, kann gezielt danach suchen. 

Anzeigen werden nach “Rasse-Zugehörigkeit” kategorisiert, eindrücklich zu sehen auf der Seite ladies.de. Hier wird nach schokoladies, asialadies oder orientladies unterschieden. All diesen Kategorien kommen ausführliche Beschreibungen hinterher, was Frauen dieser Art ausmacht und sexuell kennzeichnet.

Quelle: www.schokoladies.de
Prostitution reduziert auf das Äußere

Wonach nicht gesucht werden kann, ist die Persönlichkeit der Frauen. Prostitution reduziert Frauen auf ihr Äußeres. Körpermerkmale werden zur Werbung und entscheiden darüber, ob ein Freier auf die Anzeige klickt oder nicht. 

Während in anderen Bereichen Deutschlands darüber debattiert wird, ob es in Ordnung ist, Bewerbungsunterlagen mit oder ohne Foto zu versenden, ist die Situation in der Prostitution eindeutig: Das Äußere entscheidet.

Quelle: www.modelle-hamburg.de

Auf Sexkaufseiten haben Freier die Möglichkeit, gezielt nach Frauen zu suchen – basierend auf Hautfarbe, Haarfarbe oder Körbchengröße. Diese Suchoptionen fördern nicht nur Sexismus, sondern auch Rassismus, da Frauen wie Objekte behandelt werden, die man nach bestimmten Vorlieben „bestellen“ kann.

 

 

“Ohne Prostituierte werden  mehr Frauen vergewaltigt”

Dieser Mythos wird in der Debatte immer wieder erwähnt, ebenso bei einer Demonstration von Menschen in Prostitution in der Herbertstrasse in Hamburg 2020 (siehe Foto). Doch was bedeutet diese Aussage eigentlich? Neben einer Aussage über die Selbstkontrolle von Männern hat es auch eine rassistische Komponente.

Wie hängt Rassismus mit dieser Aussage zusammen?

Über 80 % der Frauen in der Prostitution sind nicht deutscher Herkunft. Viele kommen aus Osteuropa, Lateinamerika oder Afrika und leben in prekären Verhältnissen. Oft wurden sie durch Armut oder falsche Versprechen nach Deutschland gelockt und müssen unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Migrantinnen arbeiten unter prekärsten Umständen in Deutschland in der Prostitution. Deutsche Freier nehmen für ihre persönliche sexuelle Befriedigung die Not ausländischer Frauen in Kauf. Es ist ok, dass sie sich prekär prostituieren. Betroffene selbst nennen es immer wieder “Vergewaltigung gegen Geld”. Aber sollte Prostitution nicht möglich sein, droht laut Mythos die Vergewaltigung der eigenen Frauen im Land. Das hat einen starken rassistischen Beigeschmack: Bei Frauen aus dem Ausland ist das anscheinen in Ordnung, was bei Frauen in Deutschland nicht geht. Ausländische Frauen können gegen Geld vergewaltigt werden. In ihrer Not stellen sie sich dem Deutschen Kunden ja freiwillig zur Verfügung.

Diese Form der Abwertung ist Rassismus und sollte in aller Deutlichkeit in Deutschland beendet werden.

Rassistische Erfahrungen in der Prostitution

Frauen, die wir im Ausstieg aus der Prostitution begleitet haben, berichteten uns von erlebtem Rassismus. Frauen wurden nach Hautfarbe kategorisiert und bewertet. Es gab unterschiedlich hohe Preise, je nach Herkunftsland der Frau. 

Je prekärer die Lebensumstände und größer die Notlage der betroffenen Person, umso weniger kann sie sich gegen die erlebte Abwertung zur Wehr setzen. 

Freierforen offenbaren rassistische Fetische und die Brutalität, die damit verbunden ist
Freier bewerten Menschen nach ihrer Nationalität, benutzen abwertende Worte und ihre Sklaverei-Träume erinnern an Koloniale Zeiten. Was offenbaren Freierforen über tiefer liegende Gedanken und Überzeugungen, die noch immer in der Gesellschaft sind, an der Oberfläche jedoch leichter unterdrückt werden können?  
Auswirkungen auf die Frauen und die Gesellschaft 

Betroffene Frauen leiden nicht nur unter den physischen und psychischen Folgen der Prostitution, sondern auch unter doppelter Diskriminierung als Frauen und Migrantinnen. Das Bild der Frau als Ware, kategorisiert nach Hautfarbe, verstärkt die Objektifizierung und trägt zur Ungleichheit und Diskriminierung in der Gesellschaft bei. 

Ein Deutschland ohne Rassismus braucht eine Umdenken in der Prostitutionspolitik. Eine Nachfrage, die fetischbasiert und in Rasse-Kategorien unterteilt ist, widerspricht allen Bemühungen in Deutschland eine Gesellschaft zu fördern, die frei von Rassismus und Sexismus ist und Menschen nicht auf ihr Äußeres reduziert. 

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